Anne
Unter www.rhodesmill.org/thefox/maps.html gibt es Übersichtskarten zum Runterladen. Garret, ein Mitarbeiter von Leon, hat eine eigene Internetseite mit Bildern vom AT, zwar hauptsächlich von New Hampshire und Maine und dann noch recht viele im Winter, aber für einen Eindruck dürfte es immer reichen

In Lee, MA, bekommen wir zum ersten Mal Post. Es ist wieder einmal Weihnachten für die Schüler, mit viel Spannung, Aufregung und teils stundenlangem Lesen. AG hat sogar ein Trägershirt von ihrer Mutter geschickt bekommen - nicht, dass die Post für so etwas gedacht ist, aber so lange es nicht mehr wird, soll es mir recht sein.

Bill und Susan fahren uns dann am nächsten Tag zum Trail. Das Wetter ist lecker, es gibt einige flache Stellen und zudem haben wir uns nicht so viel vorgenommen. Diesmal gibt es keinen Shelter, sondern einen Campingplatz. Leider sind schon reichlich Mücken vor uns da. Die Mädchen und ich schnippeln alles für den Linseneintopf, Phine kocht heldenhaft und die Jungs? Die passen auf, dass keine Mücken zu ihnen ins Zelt kommen. Dafür lassen sie sich am nächsten Morgen viel Zeit und gehen erst nach 11 Uhr los.........und kommen erst 140 Minuten nach der verabredeten Treffzeit an. Wir anderen sind wenig begeistert, aber wir klären die Sache schnell. Die Jungs machen sich ans Kochen, wir hatten alles vorbereitet.

Am nächsten Tag gibt es wieder einmal einen schönen See zum Baden. Es ist schon erstaunlich, bei was für Temperaturen wir inzwischen ohne großes Zögern in Seen baden oder uns in Flüssen waschen. Tags darauf gibt es einen kalten Gebirgsbach, aber alle legen sich mit Freuden rein. Die Jungs bringen die Temperaturen mit Schreien zum Ausdruck, die weit durch den Wald hallen. Glücklicherweise gibt es kaum andere Wanderer und die Tiere müssen eben damit umgehen können.

Vorher machen wir noch in Great Barrington Halt. Wäsche waschen steht wie so oft auf dem Programm. Bei den geringeren Temperaturen in den Bergen und Wäldern ist es oft schwierig die geruchsintensiven Kleidungsstücke wie T-Shirts und Socken nicht nur zu waschen, sondern auch noch trocken zu bekommen. Zur Zeit versuchen wir uns alle durchzuringen, bei häufigerem Wäsche waschen dafür auch mal nur das Notwendigste in die Wäschekörbe fallen zu lassen. Great Barrington ist wie so viele Orte in der Gegend mit sehr wohlhabenden Hausbesitzern übersät. Das macht die Schlafplatzsuche teils erheblich schwieriger. Glücklicherweise finden wir dann Amy, die uns nicht nur mit Spaghettis versorgt hat, sondern auch ein Swimming Pool und eine Dusche im Angebot hat!

Ansonsten gefällt uns der Hemlocks Shelter richtig gut. Wasser es in der Nähe, ein geruchlich kaum wahrnehmbares Toilettenhäuschen auch (meist nimmt die Nase da weit mehr wahr), dazu einen überdachten Tisch mit Sitzbänken, reichlich Platz in Stockbetten und einer großen Fläche, ziemlich neu und sauber. Früh genug ankommen heißt auch früh kochen und um 21 Uhr gehen fast alles Taschenlampen aus. Mal wieder eine Nacht mit 9 und mehr Stunden Schlaf für die Schüler. Ich wache normalerweise zwischen 6 und 6 Uhr 30 auf, koche Kaffee und genieße die ruhige Morgenzeit. Meist heißt es um 7 Uhr wecken, wobei manchmal noch festgelegt werden muss, wer denn den "Wecker" weckt...

Seit dem Hemlocks Shelter ist Sophie die erste, die allein wandern darf. Sie hat alle Kriterien erfüllt und genießt die Wahlmöglichkeit. Eigentlich würden gerne alle dieses Privileg genießen, aber es gibt ja verschiedene Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen. Und dann kommt es halt vor, dass jemand nicht weiß, wo seine Signalpfeife ist....

Wir haben ja einen festgelegten Weg und entscheiden dementsprechend zusammen, wie viele Meilen wir wann gehen - außer, wenn die Jungs es zu heftig treiben wollen, dann muss ich die Mädchen schützen, ein guter Rhythmus hat sich auf den Radtouren sehr bewährt. Jetzt stehen mal wieder 23 km auf dem Programm, mit drei Bergen, dazu vorsichtiges Wandern und Klettern nach dem nächtlichen Regen. Dafür klart es schnell auf und wir finden alle locker den Weg nach Salisbury in Connecticut (CT). Mark, ein Junggeselle, freut sich sehr über unseren Besuch, es gibt eine tröpfelnde Dusche und eine Kühlbox mit Milch, Zucker und Toaster! Mark stellt alles raus, als er um 4 Uhr 30 zur Arbeit fährt, wir lassen uns Zeit, essen getoastete Bagels und wandern erst um 12 Uhr 30 weiter.

Es stehen nur 12 km an, wir wollen uns dann in einem kleinen Ort eine Unterkunft suchen. Merkwürdigerweise gehen aber fast alle an der passenden Abzweigung vorbei und wollen kurz darauf in der falschen Richtung zu einem nicht existierenden Laden trampen. Sophie und ich setzen uns ein Stück entfernt hin und beobachten. Kaum zu glauben, was dann passiert. Eine Frau hält bei der Gruppe und bietet Mückenspray an. Anschließend fährt sie nach Hause, um ihren Mann zu fragen, ob wir bei ihnen zelten dürfen. Dann fährt sie uns in 2 Touren und Peter macht den Grill an. Die 2 haben vor 3 1/2 Wochen geheiratet und noch reichlich Hotdogs über. Sophie bekommt leckeren Salat, dazu Getränke und als dann noch reichlich Eis zum Nachtisch serviert wird, kennt der Jubel kaum Grenzen. Ich darf mich in der Zwischenzeit am Computer breit machen, neben einer Dusche gibt es noch die Gelegenheit Wäsche zu waschen - nur das Nötigste und es klappt hervorragend.

Kiki, Peter und ich unterhalten uns dann noch lange. Als ich davon spreche, dass wir für die beiden Nächte um Isabel einen Schlafplatz in einem Haus suchen werden, ruft Kiki ihre Mutter an und schon haben wir Schlafplatz mit großelterlicher Versorgung! Es kommt sogar noch besser, wir dürfen "slack packen". Slack packen heißt, dass man nur das Tagesgepäck dabei hat. Ich habe unsere Wanderung dafür frei gegeben, weil wir es sonst kaum bis Harpers Ferry schaffen werden - schließlich wollen wir neben dem Wandern auch noch etwas Zeit zum Ausruhen und z. B. New York City haben. Und schwups, da ist die erste Gelegenheit. Da nehmen wir uns gleich 24 km ins Programm auf, letztendlich gar nicht einfach, denn es geht munter auf und ab und 6 1/2 Stunden als Zeitrahmen werden knapp.
Egal, anschließend trampen wir nach Sharon, CT, kaufen Blumen für Anne und Wein für Kiki und Peter und lassen uns abholen. Das Ganze kommt uns wie ein 6er im Lotto vor. Die Mädchen haben ein gemütliches Matratzenlager vor dem Kamin, die Jungs ein Zimmer mit 2 Betten (nur David, der bisher die meisten Nächte auf Betten und Sofas verbracht hat, muss mit einer großen Luftmatratze vorlieb nehmen) und ich habe ein eigenes Zimmer mit Doppelbett. Von meinem Vorschlag, dass dort auch 2 schlafen können, will Anne nichts hören - da bin ich halt "schweren Herzens" ein guter Gast und lasse ihr ihren Willen. Zum Abendessen gibt es wie gewünscht Hamburger mit Maiskolben und Salat, für Sophie ein leckeres Lachsfilet. Dazu eimerweise guten Orangensaft, anschließend "Men in Black" auf Video, Herz was willst du mehr. Zum Frühstück stehen reichlich Muffins, Brot und Eier bereit, die sich jeder selber wann und wie er will zubereiten kann. Wirklich angenehm - ich frühstücke dreimal, lasse dafür vielleicht das Mittagessen ausfallen und mache mit dem Kaffee trinken weiter.

Kiki und Peter kommen auch noch vorbei, wirklich schön. Anne ist in Belgien aufgewachsen und hat einen französischen Akzent, der uns gleich aufgefallen ist. Witzigerweise kann Kiki ihn aber nicht hören. Und heute morgen gibt es das Beste: Anne erzählt mir, dass sie den Krieg in Belgien erlebt hat und seitdem kein deutsch hören mag. Das heißt, kein deutsch hören mochte, denn bei uns ist es erstmals so, dass es ihr nichts ausmacht!

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